In der Erklärung des armenischen Präsidenten Sersch Sargsjan, die weder wissenschaftlich noch historisch begründet ist, heißt es, als hätte in Karabach seit Jahrtausenden nur die „armenischstämmige Bevölkerung“ gelebt, die „türkisch-moslemischen Nomaden“ hätten sich hierher erst in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts angesiedelt. Ihre Zahl bildete zu Beginn des letzten Jahrhunderts kaum 5% der Gesamtbevölkerungszahl.“
Um es noch überzeugender und triftiger zu sein, wies Sargsjan auf mysteriöse „türkische offizielle Quellen des XVIII. Jahrhunderts hin“.
Natürlich hat der Autor von diesem der Wissenschaft widersprechenden Unsinn nicht festgestellt, um welche Quellen es gerade geht, weil es in den armenischen Labors für Geschichtsfälschung solche Quellen nicht vorzufinden sind. In Wirklichkeit zeugen die Daten in den türkischen Archiven davon, dass es umgekehrt ist. Im November 2009 gab die zentrale staatliche Archivbehörde beim Ministerkabinett der Türkei ein 660-seitiges Buch „Karabach in osmanischen Archivmaterialien“ heraus.
Das Buch besteht aus zwei Teilen –„Politische, militärische und diplomatische Beziehungen“ und „Auswanderung“. Im Buch wird die Umsiedlung der Armenier in Karabach auf der Grundlage von Archivmaterialien unter Beweis gestellt. In den osmanischen Archiven findet es keine Erwähnung davon, dass in Karabach Armenier gewesen waren.
In allen Dokumenten handelt es sich um den Prozess der Ansiedlung von Armeniern in Karabach in den XVII. und XIX. Jahrhunderten sowie um die Änderung des ethnischen Bestands der Bevölkerung. Gelinde gesagt steht Sargsjan „Entdeckung“ nicht damit im Einklang, was mit armenischen Historikern schreiben. Zum Beispiel, George Bournoutian schreibt: „Während eine Reihe von armenischen Historikern von den Statistiken nach 1830er Jahren sprachen, gaben die Zahl von Armeniern in Ost- Armenien während der persischen Herrschaft falsch an und zeigten, die Armenier haben etwa 30-50 Prozent der Gesamtbevölkerung gebildet (Sersch Sargsjan zeigt, die Armenier bilden 95% der Gesamtbevölkerung!). In der Tat bildeten die Armenier nach amtlicher Statistik, nach der russischen Eroberung fast 20 Prozent der Gesamtbevölkerung im Ost- Armenien, während die Moslems mehr als 80 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachten. Auf jeden Fall haben die Armenier bis zur russischen Eroberung hier nie eine Mehrheit gebildet.
Die kameralistische Erfassung zeigt die armenische Mehrheit in vielen Ortschaften von Ost-Armenien. Jedoch trat diese Veränderung erst nach der Auswanderung von mehr als 35.000 Moslems aus der Region auf. So gibt es keinen Beweis dafür, dass die Armenier in keinem Kreis während der Jahre der persischen Verwaltung eine Mehrheit bildeten. Vielleicht war Karbibasar der einzige Ort, wo Armenier auf der lokalen Ebene die Mehrheit bildeten. Hier lag das armenische geistige Zentrum- Utsch-Kilsa (Etschmiadsin).
Mit der Auswanderung von Tausenden von Muselmanen und der Ankunft von 57.000 armenischen Immigranten aus Persien und dem Osmanischen Reich im 1832 erhöhte die Zahl von Christian sich wesentlich und stellte sich der Zahl von Moslems gleich. Doch erst nach den russisch-türkischen Kriegen in den Jahren 1855-1856 und 1877-1878, als Folge deren viele Armenier aus dem Osmanischen Reich in diese Region gezogen waren und von hier eine große Anzahl von Muselmanen ausgewandert waren, hatten die Armenier schließlich hier eine Mehrheit der Bevölkerung gebildet. Und auch danach, bis zum Beginn des XX. Jahrhunderts machten die Moslems in der Stadt Irewan absurde Mehrheit aus“.
Unter Berufung auf Statistiken von George Bournoutian sank die Zahl der Moslems in den Khanaten Irewan und Nachitschewan in den Jahren 1826-1832 um fast ein Drittel und die Zahl von Armeniern stieg auf Kosten der Einwanderer um das 3,5-fache. Bournoutian stellt ferner fest: „Wie Sie aus den Statistiken sehen, bildeten Armenier vor der russischen Eroberung etwa 20 Prozent der Gesamtbevölkerung von Ost-Armenien und Muselmanen liegen bei rund 80 Prozent. Nach der russischen Annexion kamen aus Persien und dem Osmanischen Reich hierher 57.000 armenische Immigranten an und 35.000 Moslems verließen das Ost-Armenien. Im Jahre 1832 machten die Armenier hier die Hälfte der Gesamtbevölkerung aus“.
Bis zum Abschluss des Turkmentschay Vertrags gab es im Khanat Karabach, nach russischen Statistiken noch wenig Armenier. „Nach russischer Volkszählung“ bildeten Armenier im Jahre 1823 etwa 9 Prozent der Gesamtbevölkerung von Karabach (die restlichen 91 Prozent wurden als Moslems registriert), im Jahre 1832 beliefen sie sich auf 35 Prozent und im Jahr 1880 bildeten bereits eine Mehrheit, etwa 53 Prozent der Gesamtbevölkerung“, sagt der schwedische Autor Svante Cornell.
Nach der Unterzeichnung des Turkmentschay Vertrags (1828) begann eine Massenansiedlung von Armeniern aus Persien und den östlichen Provinzen des Osmanischen Reiches in den Khanaten Irewan, Nachitschewan und Karabach. Der Prozess folgte unter Führung von russischem Diplomaten und Dichter Aleksandr Griboyedov, der in seinen „Erläuterungen die Umsiedlung der Armenier aus Persien in unsere Region folgendermaßen schilderte:
„Armenier sind auf den Böden von muslimischen Gutsbesitzern angesiedelt. Im Sommer war es immer noch möglich. Die meisten Moslems sind in den Nomadenlagern und hatten wenig Gelegenheit, mit andersgläubigen Ankömmlingen zu kommunizieren. “
“Dabei warnte Griboyedov vor möglichen zukünftigen Konflikten zwischen den armenischen Ankömmlingen und lokalen Moslems (wie die Statistiken der kameralistischen Erfassung beweisen, waren die meisten Moslems, Türken also Aserbaidschaner): „Wir haben mit ihm (dem Fürsten Argutinsky) in vollem Ernst darüber geredet, um die Muslime zu überreden, sich mit ihrer derzeitigen zeitweiligen Belastung zu versöhnen, ihre Bedenken darüber zu beseitigen, dass die Armenier diese Gebiete für immer erobern wollen, wo sie zum ersten Mal durften“.
Die Ansiedelung der Armenier in den Khanaten Karabach, Irewan und Nachitschewan wird im Buch „Beschreibung der Übersiedelung von Aserbaidschan-Armeniern innerhalb der Grenzen Russlands“, das von russischem Schriftsteller und Historiker S.N.Glinka im Jahre 1831 in Moskau veröffentlicht worden ist, im Detail geschildert. Vom 26. Februar bis 11. Juni 1828 wurden innerhalb von dreiundeinhalb Monaten hierher aus Persien 8249 armenischen Familien, oder zumindest 40.000 Armenier umgesiedelt. In den nächsten Jahren wurden in diesen drei ehemaligen Khanaten aus dem Osmanischen Reich weitere 90.000 Armenier angesiedelt.
Im Jahr 1911 schrieb ein anderer russischer Autor, N.Schavrov: „Jezt leben im Kaukasus 1.3 Mill. Armenier, von denen mehr als eine Million nicht Stammbevölkerung sind und von uns angesiedelt worden sind. „Armenier sind hauptsächlich auf den fruchtbaren Böden von Yelizavetpol und dem Gouvernement Irewan untergebracht worden, wo sie eine verschwindend kleine Minderheit bilden. Diese Armenier besiedelten im Wesentlichen den gebirgigen Teil des Gouvernements Yelizavetpol (Berg-Karabach) und die Ufer des Sees Goycha“.
Die historischen Fakten der Umsiedlung der Armenier in den Regionen Karabach, Irewan und Nachitschewan findet ihre Widerspiegelung auch in den Werken der Künstler, vor allem im Gemälde des berühmten russischen Malers V.I.Maschkov, das im Jahre 1828 zum Thema der Massenabwanderung von Armeniern vom Persien an das nördliche Ufer des Flusses Araks gemalt wurde…
Aus dem Buch Ramiz Mehdiyev „Goris-2010: Saison absurden Theaters“ (Baku-2010)